Zunächst habe ich mich an das Thema gar nicht recht rangetraut. Die französische Küche gilt so selbstverständlich als gut und exquisit, dass sie seit 2010 als immaterielles Kulturerbe anerkannt ist. Dass die 105 km lange Fahrt von Arcis sur Aube nach Lygnie en Barrois dann doch dazu führte, dass ich mit diesem Thema auseinandersetze, liegt daran, dass sie halt nicht immer perfekt ist.
Die sogenannte ‚haute cusine‘ (=gehobene Küche) entstand im 19.Jahrhundert und entwickelte sich zur französischen Nationalküche – so weiß es wikipedia. Man muss sich die Reihenfolge auf der Zunge zergehen lassen.
Als wir nach Frankreich reinkamen, fanden wir in der ersten französischen Stadt zwar mehrere Restaurants, aber keines war geöffnet. Schließlich gab es im einzigen geöffneten Pizza-Schnell-Imbiss schlechtes Essen und Dosencola.
In meiner Erinnerung war Frankreich ein Land, wo die Läden mehr, länger und öfter geöffnet hatten als in Deutschland und die Franzosen bei Pastis und Weißwein in den Kneipen sitzen. Am zweiten Tag war ich um 19:30h in einem Kaufhaus, und pünktlich gingen die Lichter aus und die Metallvorhänge runter. Heute sind wir losgefahren und nach 20 Kilometer sagte der erste Geriatriker, dass man nun doch nach einem Café Ausschau halten könnte. Es kam aber keines und das nicht nur, weil die Navigationssoftware Komoot uns aus Prinzip um Bars und Cafés rumführt. Erst nach über 50 km gab es die erste Bar.
Die Franzosen haben durch Landflucht und große Einkaufszentren und Malls das Land und ihre Städte so entvölkert, dass man nur noch wenige Zufluchtsorte findet. In vielen Dörfern gibt es keine Lokale mehr oder wenn, dann höchstens noch eine Dönerbude. Es gibt mehr Dönerlokale als Türken in Frankreich. Aber die Döner ist auch kein türkisches, sondern ein Berliner Essen.
Normalerweise gilt das französische Frühstück als karg: Milchkaffee und Baguette mit Butter und Marmelade. Deshalb haben wir fast immer das Hotelfrühstück genommen. Preis-Leistungs-Sieger war überraschenderweise Ibis Budget, ein Hotel, das so eng ist, dass Personen mit Kleidergröße über 36 nicht reinpassen.
Viele Restaurants auf dem Land bieten billige Mittagessen an, mindestens drei Gänge, manchmal noch mit Kaffee und Wein, und die sind immer voll, weil viele Einheimische dort essen. Weil Fahrradfahrer aber weiterfahren müssen, haben wir immer Baguettes, Paté und Käse eingekauft und ein kaltes Picknick auf einem Parkplatztisch eingenommen. Davon ist Reiner völlig begeistert – Leben wie Gott in Frankreich.
Das ist er übrigens auch davon, abends statt einen Gang ein ganzes Menu zu essen. Da kann man sich richtig dran gewöhnen, und er hat neue Sachen ausprobiert: pochierte Eier (ouefs en meurette) mit Meeresfrüchten als Vorspeise, Steaks‚a point‘, also noch leicht roh zubereitet sind. Nur wenn es ein Angebot für eine ‚formule‘, z.B. nur Vorspeise und Hauptgang für zwei Euro weniger gibt, setzt sich der Schwabe durch und er verzichtet auf den Nachtisch oder den Käse. Jürgen träumt von Steak-Frites und Pizza und wundert sich, dass die Pizzen bei den Mehr-Gänge-Essern so klein sind. Der Wein auf dem Hotelzimmer ersetzt dann die fehlenden Kalorien.
Seit heute haben wir die Champagne verlassen und sind jetzt in Lothringen. Die Häuser sehen weniger französisch aus: "Fast wie bei uns". In Saint Dizier war der Himmel dann so schwarz, dass wir uns in ein Café flüchten mussten, um das 'Gewitterle' abzuwarten. Immerhin: Da gab es auch eines!
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Helge (Donnerstag, 24 Mai 2018 09:43)
Jaja, das französische essen...das beste is halt das von heide!!! Wahrscheinlich essen alle franzosen irgendwo pünktlich zu mittag im restaurant, weil sie danach nix mehr kriegen...immerhin sind die franzosen die schlanksten in europa...wir wissen, warum!!
Werner (Donnerstag, 24 Mai 2018 13:42)
Eines der besten Essen waren Merguez mit Pommes
Susanne (Donnerstag, 24 Mai 2018 15:01)
Ja Reiner veschpert halt gern. Bin gespannt, wie sich die Mahlzeiten daheim einpendeln, wenn er mittags nicht mehr in der Kantine a gscheids Midagsessa kriegt. Denn immer nur Brot mit Auflage, selbst wenn geschälte Gurke (noch) dabei ist, kann auf dauer nicht als ausgewogen gelten. Also Ihr drei. Genießt eure Menüs und vor allem den Nachtisch. Der geht immer!!